Schwarzer Rindenbrand
Schwarzer Rindenbrand (Diplodia spp.)
Der Schwarze Rindenbrand ist eine ernsthafte Pilzkrankheit, die vor allem Apfel- und Birnbäume befällt. Der Erreger gehört zur Gattung Diplodia und kann unter bestimmten Bedingungen zum Absterben der Bäume führen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Krankheit besonders durch heiße und trockene Sommer stark ausgebreitet (LTZ Augustenberg, 2024). Wenn ein Baum befallen ist, kann er oft nicht mehr gerettet werden, sodass ganze Bestände ausfallen können. Besonders gefährdet sind bereits geschwächte Bäume, die durch Stressfaktoren wie Wassermangel oder Verletzungen anfälliger für die Infektion sind. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Schwarzen Rindenbrands sind erheblich. Neben den direkten Schäden durch den Verlust von Bäumen entstehen auch indirekte Kosten, beispielsweise durch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen oder die Rodung und Neupflanzung von Obstbäumen. Zudem hat die Krankheit Auswirkungen auf die Biodiversität in Streuobstwiesen, da befallene Bäume als Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel wegfallen können.
Erreger und Biologie
Pilze der Gattung Diplodia
Schwarzer Rindenbrand wird durch Pilze aus der Gattung Diplodia verursacht. In Deutschland sind vor allem die Arten Diplodia bulgarica, D. seriata und D. mutila bekannt (Brenner, Nagel & Berger, 2024). Diese Pilze sind sogenannte Schwächeparasiten, was bedeutet, dass sie hauptsächlich Bäume befallen, die bereits durch Umweltbedingungen oder andere Krankheiten geschwächt sind.
Infektionswege und Lebenszyklus
Die Infektion beginnt meist an verletzten Stellen der Rinde, die durch Frost, Trockenheit, Sonnenbrand oder mechanische Schäden entstehen. Die Pilzsporen verbreiten sich über Wind und Regen. Wenn die Bedingungen günstig sind, keimen sie aus, dringen in die Rinde ein und töten das darunterliegende Gewebe ab (LTZ Augustenberg, 2024). Der Pilz kann mehrere Jahre im Holz überleben und sich erneut ausbreiten, wenn der Baum geschwächt wird. Untersuchungen zeigen, dass Diplodia-Pilze nicht nur über Rindenverletzungen, sondern auch über natürliche Risse oder Narben eindringen können. Besonders anfällig sind Bäume mit geschädigter Borke oder solche, die unter anhaltendem Trockenstress leiden. Zusätzlich wurde festgestellt, dass einige Pilzarten über Insekten wie Borkenkäfer verbreitet werden können, die befallene Bäume als Brutstätte nutzen.
Symptome und Schadbild
Frühe Anzeichen
Anfangs zeigen betroffene Bäume oft nur kleine dunkle Flecken auf der Rinde. Diese breiten sich jedoch schnell aus und vertiefen sich, wenn der Baum unter Stress steht (Hinrichs-Berger & Nagel, 2025). Auch eine verzögerte Triebentwicklung und schwache Blattfärbung können erste Hinweise auf eine Infektion sein. Die betroffenen Stellen wirken oft eingesunken und sind von gesunden Bereichen klar abgegrenzt.
Fortgeschrittene Erkrankung
Mit der Zeit wird die Rinde schwarz und beginnt sich abzulösen. Der Pilz bildet kleine warzenartige Fruchtkörper, die sogenannte Pyknidien. Wenn der Pilz den Stamm komplett umwächst, kann der Baum nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden und stirbt ab (LTZ Augustenberg, 2024). Besonders junge Bäume und bereits geschwächte ältere Bäume sind gefährdet. In stark befallenen Gebieten kann es zu einem großflächigen Absterben von Bäumen kommen, was sich negativ auf die gesamte Obstproduktion auswirkt.
Verwechslungsgefahr mit anderen Krankheiten
Schwarzer Rindenbrand kann mit anderen Baumkrankheiten verwechselt werden, wie Feuerbrand (Erwinia amylovora), Obstbaumkrebs (Neonectria ditissima) oder Kragenfäule (Phytophthora spp.). Eine sichere Diagnose erfolgt oft durch eine Laboruntersuchung der Pilzsporen (Hinrichs-Berger, 2024). Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Beschaffenheit der abgestorbenen Rinde: Während Feuerbrand eher eine feuchte Fäulnis verursacht, bleibt die Rinde beim Schwarzen Rindenbrand trocken und brüchig.
Ursachen und Risikofaktoren
Einfluss des Klimawandels
Steigende Temperaturen und häufige Trockenperioden in Mitteleuropa begünstigen den Ausbruch des Schwarzen Rindenbrands. Hohe Temperaturen und Wassermangel schwächen die Bäume und machen sie anfälliger für Infektionen (Schliebner, Decker & Schlitt, 2024). Besonders Regionen mit starken Temperaturschwankungen sind betroffen. Auch Extremwetterereignisse wie Stürme oder Hagelschläge tragen dazu bei, dass Bäume verletzungsanfälliger werden.
Baumstress und Standortbedingungen
Bäume, die auf trockenen, nährstoffarmen Böden stehen oder nicht ausreichend gepflegt werden, haben ein höheres Infektionsrisiko. Besonders betroffen sind Bäume an Südhängen oder in Gegenden mit geringer Niederschlagsmenge (LTZ Augustenberg, 2024). Auch Bäume in Monokulturen oder eng gepflanzten Beständen haben ein erhöhtes Risiko, da sich Infektionen hier schneller ausbreiten können.
Anfällige Obstsorten
Untersuchungen zeigen, dass einige Apfelsorten widerstandsfähiger gegen die Krankheit sind als andere. Glockenapfel und Topaz gelten als besonders anfällig, während Bittenfelder und Bohnapfel robuster sind (Hinrichs-Berger & Nagel, 2025). Bei Birnen gibt es noch Forschungsbedarf, um die Anfälligkeit einzelner Sorten besser einschätzen zu können (LTZ Augustenberg, 2024).
Standortwahl und Bodenpflege
Die Wahl eines geeigneten Standorts ist entscheidend, um das Infektionsrisiko zu verringern. Bäume sollten auf tiefgründigen, gut belüfteten Böden mit guter Wasserversorgung gepflanzt werden. Eine regelmäßige Düngung kann die Vitalität der Bäume unterstützen (Schliebner, Decker & Schlitt, 2024). Zudem kann der gezielte Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen helfen, die Widerstandskraft der Bäume zu stärken.
Forschung und offene Fragen
Aktuelle Forschungsprojekte untersuchen, welche Obstsorten widerstandsfähiger gegen den Schwarzen Rindenbrand sind und ob biologische Bekämpfungsmethoden möglich sind. Zudem gibt es noch offene Fragen zur genauen Verbreitung des Erregers (LTZ Augustenberg, 2024). Besonders vielversprechend sind Untersuchungen zur natürlichen Resistenz bestimmter Unterlagen sowie zum gezielten Einsatz von Antagonisten zur Eindämmung der Infektion.