Düngen von Obstbäumen auf der Streuobstwiese
Düngen von Obstbäumen auf der Streuobstwiese
Der langfristige Erhalt von Streuobstwiesen hängt maßgeblich von einer sachgerechten Pflege ab. Dazu gehört auch eine gezielte, bedarfsgerechte Nährstoffversorgung. Untersuchungen belegen: Viele Streuobstwiesen sind stark unterversorgt – insbesondere mit Phosphor, Kalium und Kalk. Im Streuobstbau sollten nur Düngermittel verwendet werden, die für den Ökolandbau zugelassen sind. Synthetische Dünger, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, sollten generell auf Streuobstwiesen vermieden werden.
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Warum Düngung auf Streuobstwiesen notwendig ist
Durch Obsternte und Mahd werden kontinuierlich Nährstoffe aus dem System entzogen, die ohne Ausgleich zu Mangelerscheinungen führen. Eine Bilanzrechnung zeigt: Bei zweimaliger Mahd und Obsternte pro Jahr ergeben sich jährliche Defizite von etwa 100 kg Stickstoff, 37 kg Phosphor und 136 kg Kalium pro Hektar (Roos 2023). Ein Rückgang dieser Nährstoffe führt langfristig zu Kümmerwuchs, geringem Fruchtertrag und Vitalitätsverlust. Untersuchungen im Kreis Göppingen ergaben, dass von 114 untersuchten Standorten nur acht ausreichend versorgt waren (Roos 2023). Aufgrund des Klimawandels sind die Bäume auf Streuobstwiesen oftmals bereits einem Dürre- und/oder Hitzestress ausgesetzt. Wenn dann auch noch ein Mangel an Nährstoffen hinzukommt, bleiben Krankheiten etc. nicht aus.
Bodenuntersuchung als Grundlage jeder Düngung
Eine fachlich fundierte Düngung setzt eine Bodenanalyse voraus. Diese sollte etwa alle sechs Jahre erfolgen. Entnommen wird eine Mischprobe aus mindestens 15 Einstichen pro Hektar in einer Tiefe von 0–30 cm. Die Analyse ermittelt u. a. den pH-Wert sowie die Gehalte an Phosphor, Kalium, Magnesium und Humus. Nur mit diesen Informationen lässt sich eine standortangepasste Düngung sicherstellen (Landratsamt Calw, 2024).
Organisch düngen =
Organische Dünger wie Kompost, Hornmehl und Stallmist sind im Streuobstbau besonders geeignet. Sie versorgen den Boden nicht nur mit Nährstoffen, sondern verbessern auch die Struktur, fördern das Bodenleben und erhöhen die Wasserhaltekapazität. Auch Gründüngung mit Kleearten trägt zur natürlichen Stickstoffversorgung bei und hemmt unerwünschte Konkurrenzpflanzen (Bergischer Streuobstwiesenverein, 2021).
Düngung junger Bäume
Jungbäume benötigen in den ersten Jahren eine gezielte Düngung zur Etablierung eines starken Wurzel- und Kronenwachstums. Wichtig ist das Freihalten der Baumscheibe, um Konkurrenzdruck durch Graswuchs zu vermeiden. Empfohlene Maßnahme: Frühjahrsgabe: z. B. 150 g Hornmehl + 2 kg Kompost pro Baum (Roos 2023).
Düngung älterer Bäume – gezielt statt flächig
Bei Altbäumen ist eine flächige Düngung nicht sinnvoll. Vielmehr sollte der Bereich unter der Kronentraufe gezielt gedüngt werden. Die Einarbeitung erfolgt punktuell in kleine Löcher oder mittels Düngerlanze.
Empfehlungen:
- Je Baum: 5–10 kg organischer Dünger im März, ggf. 2 kg Hornmehl + 100 kg Kompost im Herbst (Roos 2023).
- Maximal 100 m³ Kompost/ha in drei Jahren oder 400 m³ in zehn Jahren, um negative Effekte (Verdichtung, Mausbesatz) zu vermeiden (Roos 2023).
Zeitpunkt und Methoden der Düngung =
Phosphor, Kalium, Calcium und Magnesium sollten im Spätherbst ausgebracht werden, da sie schlecht wasserlöslich sind. Stickstoff sollte nur im Frühjahr (März) und nur bei Bedarf verabreicht werden, um Auswaschung zu vermeiden. Eine Düngung nach der Baumblüte ist nicht sinnvoll, da sie vor allem dem Unterwuchs zugutekommt (Landratsamt Calw, 2024).
Bodenpflege, Mulchen und Unterwuchsmanagement
Die Bewirtschaftung des Unterwuchses in Streuobstwiesen beeinflusst die Nährstoffkonkurrenz stark. Besonders in den ersten drei Jahren sollte die Baumscheibe regelmäßig freigehalten und oberflächlich gelockert werden. Regelmäßiges Mulchen fördert die Bodenstruktur, erhält die Feuchtigkeit und unterstützt die natürliche Nährstoffrückführung. Das erste Mulchen sollte nach der Blüte des Löwenzahns erfolgen, um konkurrenzstarke Gräser zu hemmen.
Empfehlungen:
- 3–4 Mulchgänge pro Saison
- Die Mulchdecke sollte nie zu dick sein, da dadurch der Schadensdruck durch Wühlmäuse steigt. Ab Herbst sollte die Mulchdecke für Wühlmäuse keine Versteckmöglichkeiten mehr anbieten (Schliebner et. al 2023)
- Unter den Bäumen mulchen, um Humus aufzubauen und den Wasserhaushalt zu stabilisieren
- Wenn Aufwuchs (Grasschnitt, Heu) von der Streuobstwiese abgefahren wird, sollte eine Rückführung der entzogenen Nährstoffe erfolgen.
Forschungsbedarf
Es besteht Forschungsbedarf hinsichtlich der Reaktion hochstämmiger Altbäume auf verschiedene Düngemittel (organisch, mineralisch, Kompost, Mist, Gründüngung). Eine Überdüngung kann die Haltbarkeit der Früchte vermindern und die Krankheitsanfälligkeit erhöhen. Es besteht Forschungsbedarf hinsichtlich spezifischer Zusammenhänge zwischen be-stimmten Nährstoffen und der Anfälligkeit für Schaderreger wie Feuerbrand oder Obstbaumkrebs. Die Düngung beeinflusst Inhaltsstoffe wie Zucker, Säure, sekundäre Pflanzenstoffe oder Lagerfähigkeit der Früchte. Für Most, Direktsaft oder Tafelobst sind Qualitätseigenschaften entscheidend. Konkrete Studien zu diesen Zusammenhängen auf Streuobstwiesen fehlen jedoch weitgehend. Es fehlen systematische Leitlinien für eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Düngung von Streuobstwiesen. Die Entwicklung standortangepasster Empfehlungen für Praxisbetriebe, ein-schließlich wirtschaftlicher Aspekte, ist daher ein wichtiger Forschungsbereich.
Fazit
Die Düngung im Streuobstbau muss bedarfsorientiert, bodenschonend und langfristig angelegt sein. Wichtig sind:
- Bodenanalyse und Blattanalyse als Entscheidungsgrundlage
- Junge Bäume aktiv versorgen
- Altbäume gezielt düngen
- Organische Dünger bevorzugen
- Auf Mulch- und Kleeunterwuchs setzen.
Streuobstbäume und magere Wiesen sind nicht per se kompatibel – ohne Düngung verarmen Böden und Bäume gleichermaßen. Mit angemessener Pflege werden Obst, Artenvielfalt und Kulturlandschaft gleichzeitig gefördert.
Einzelnachweise
- Bergischer Streuobstwiesenverein (2021). Düngung von Streuobstbäumen und Streuobstwiesen.
- Landratsamt Calw (2024). Düngung von Streuobstwiesen.
- Roos, Benjamin (2023). Nährstoffversorgung im Streuobstbau]. Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (Hrsg), Veitshöchheim
- Schliebner et. al. (2023): Streuobstwiesen im Klimawandel. Ein Leitfaden. Görlitz/Ostritz.