Maulbeere: Unterschied zwischen den Versionen
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1,3 bis 1,5 cm lang, bei Fruchtsorten, beispielsweise Pado Grande oder Sicilia <ref name="Botanik2025">Botanik in Weißenburg (o.J.). Abgerufen am 18. Mai 2025, von [https://www.botanik-wug.de/ https://www.botanik-wug.de/]</ref>, mit bis zu 5 cm deutlich größer; Fruchtfarbe ist weiß, rosa, lila, dunkelrot oder schwarz; reifen von Anfang/Ende Juni bis Ende September folgeartig (sortenabhängig); Geschmack je nach Sorte von einseitig süß bis leicht säuerlich.<ref name="Botanik2025" /><ref name="Pirc2021">Pirc, H. (2021). ''Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten (2. Auflage).'' Leopold Stocker Verlag.</ref><ref name="Tatschl2015">Tatschl, S. (2015). ''555 Obstsorten für den Permakulturgarten und -balkon: Planen, auswählen, ernten, genießen (1. Aufl.)''. Löwenzahn.</ref> | 1,3 bis 1,5 cm lang, bei Fruchtsorten, beispielsweise Pado Grande oder Sicilia <ref name="Botanik2025">Botanik in Weißenburg (o.J.). Abgerufen am 18. Mai 2025, von [https://www.botanik-wug.de/ https://www.botanik-wug.de/]</ref>, mit bis zu 5 cm deutlich größer; Fruchtfarbe ist weiß, rosa, lila, dunkelrot oder schwarz; reifen von Anfang/Ende Juni bis Ende September folgeartig (sortenabhängig); Geschmack je nach Sorte von einseitig süß bis leicht säuerlich.<ref name="Botanik2025" /><ref name="Pirc2021">Pirc, H. (2021). ''Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten (2. Auflage).'' Leopold Stocker Verlag.</ref><ref name="Tatschl2015">Tatschl, S. (2015). ''555 Obstsorten für den Permakulturgarten und -balkon: Planen, auswählen, ernten, genießen (1. Aufl.)''. Löwenzahn.</ref> | ||
[[Datei:FS140625 5480.jpg|thumb|upright=1|right|Weiße Maulbeere (‘‘Morus nigra‘‘). Quelle: ARCHE NOAH Doris Steinböck]] | |||
===Ernte und Nutzung=== | ===Ernte und Nutzung=== | ||
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Mildes Weinbauklima bis Alpenvorland-Klima, Vollsonne. | Mildes Weinbauklima bis Alpenvorland-Klima, Vollsonne. | ||
Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht) | Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht) | ||
Die Blüte ist sehr frostempfindlich. Im Gegensatz zu Kern- und Steinobstarten sind auch die jungen Triebe frostgefährdet. Die Frosthärte ist sortenabhängig | Die Blüte ist sehr frostempfindlich. Im Gegensatz zu Kern- und Steinobstarten sind auch die jungen Triebe frostgefährdet. Die Frosthärte ist sortenabhängig.<ref name="Botanik2025" /><ref name="Pirc2021" /><ref name="Tatschl2015" /> | ||
===Bodenwasser=== | ===Bodenwasser=== | ||
Verträgt mäßig trockene Böden, stauende Nässe sollte jedoch gemieden werden ( | Verträgt mäßig trockene Böden, stauende Nässe sollte jedoch gemieden werden.<ref name="Jäger2017">Jäger, M. (2017). ''Agroforstsysteme. Hochstamm-, Wildobst- und Laubbäume mit Kulturpflanzen kombinieren''. AGRIDEA, Hrsg.</ref><ref name="Meindl2022">Meindl, P. & Markut, T. (2022). ''Agroforst—Umsetzung auf dem Betrieb. Was ist bei der Beratung zu berücksichtigen?'' Peter Meindl (FIBL, Hrsg.)</ref><ref name="Pirc2021" /> | ||
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Genügsam, mäßig versorgte Böden ( | Genügsam, mäßig versorgte Böden.<ref name="Jäger2017">Jäger, M. (2017). ''Agroforstsysteme. Hochstamm-, Wildobst- und Laubbäume mit Kulturpflanzen kombinieren''. AGRIDEA, Hrsg.</ref><ref name="Meindl2022">Meindl, P. & Markut, T. (2022). ''Agroforst—Umsetzung auf dem Betrieb. Was ist bei der Beratung zu berücksichtigen?'' Peter Meindl (FIBL, Hrsg.)</ref><ref name="Pirc2021" /> | ||
===pH-Wert und Bodentypen=== | ===pH-Wert und Bodentypen=== | ||
Kalkhaltige, nicht zu schwere, durchlässige Böden mit einem pH-Wert von 6–8. | Kalkhaltige, nicht zu schwere, durchlässige Böden mit einem pH-Wert von 6–8.<ref name="Meindl2022" /><ref name="Pirc2021" /> | ||
===Holz=== | ===Holz=== | ||
Es ist sehr hart und wird für Drechsler- und Tischlerarbeiten verwendet | Es ist sehr hart und wird für Drechsler- und Tischlerarbeiten verwendet.<ref name="Pirc2021" /> | ||
Krone, Wuchsform, Erziehung | ===Krone, Wuchsform, Erziehung=== | ||
Es handelt sich um einen ein- oder mehrstämmigen, mittelgroßen Baum mit einer Wuchshöhe von 8 bis 10 (in Einzelfällen bis 15) Metern und einem Kronendurchmesser von 4 bis 6 Metern. Bei den Sorten kann die Wuchshöhe und der Kronendurchmesser stark variieren und auch geringer ausfallen. Bisweilen kommt es zu einem strauchförmigen Wuchs. Die Pflanze ist milchsaftführend und raschwachsend. Ein Baumschnitt ist nicht unbedingt notwendig. Der Baum regeneriert sich nach einem starken Schnitt gut. Er ist daher als Mehrasthecke, Kopfbaum oder Schnaitlbaum gut zu erziehen. Bei ausreichender Wuchskraft ist eine Erziehung zu einem Hochstamm problemlos möglich. Im Hausgarten kann er auch als Sichtschutzhecke genutzt werden | Es handelt sich um einen ein- oder mehrstämmigen, mittelgroßen Baum mit einer Wuchshöhe von 8 bis 10 (in Einzelfällen bis 15) Metern und einem Kronendurchmesser von 4 bis 6 Metern. Bei den Sorten kann die Wuchshöhe und der Kronendurchmesser stark variieren und auch geringer ausfallen. Bisweilen kommt es zu einem strauchförmigen Wuchs. Die Pflanze ist milchsaftführend und raschwachsend. Ein Baumschnitt ist nicht unbedingt notwendig. Der Baum regeneriert sich nach einem starken Schnitt gut. Er ist daher als Mehrasthecke, Kopfbaum oder Schnaitlbaum gut zu erziehen. Bei ausreichender Wuchskraft ist eine Erziehung zu einem Hochstamm problemlos möglich. Im Hausgarten kann er auch als Sichtschutzhecke genutzt werden.<ref name="Pirc2021" /><ref name="Tatschl2015" /> | ||
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===Vermehrung=== | ===Vermehrung=== | ||
Vermehrung über Grünsteckling (im Sommer) und verholzte Steckhölzer (meist zweijährige Steckhölzer); Okulation oder Chippen; Kopulation u. a. m. im Spätwinter; Rindenschieben im späten Frühling; Anzucht aus Samen möglich ( | Vermehrung über Grünsteckling (im Sommer) und verholzte Steckhölzer (meist zweijährige Steckhölzer); Okulation oder Chippen; Kopulation u. a. m. im Spätwinter; Rindenschieben im späten Frühling; Anzucht aus Samen möglich.<ref name="Barbour2008">Barbour, J. R., Read, R. A., & Barnes, R. L. (2008). Morus L. mulberry. In ''The woody plant seed manual'', 728–732.</ref> | ||
Als Unterlage werden Morus alba-Sämlinge verwendet. | Als Unterlage werden ''Morus alba''-Sämlinge verwendet. | ||
===Forschungsfragen und Besonderheiten=== | ===Forschungsfragen und Besonderheiten=== | ||
Neben den Früchten kann das eiweißreiche Laub in der Seidenraupenzucht, als Tierfutter oder in Form von Tee oder Pulver als Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden. Die Verwendung des jungen Laubs für Salate und Gemüse ist zudem ernährungsphysiologisch hochinteressant und wird bereits von Menschen genutzt. Für die Vermarktung der Blätter als Lebensmittel wäre jedoch noch eine Zulassung gemäß der Novel-Food-Verordnung (EU) 2015/2283 notwendig. | Neben den Früchten kann das eiweißreiche Laub in der Seidenraupenzucht, als Tierfutter oder in Form von Tee oder Pulver als Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden. Die Verwendung des jungen Laubs für Salate und Gemüse ist zudem ernährungsphysiologisch hochinteressant und wird bereits von Menschen genutzt. Für die Vermarktung der Blätter als Lebensmittel wäre jedoch noch eine Zulassung gemäß der Novel-Food-Verordnung (EU) 2015/2283 notwendig. | ||
Die stark färbenden Früchte fallen in großen Mengen vom Baum und sind bei Hühnern und Gänsen sehr beliebt. | Die stark färbenden Früchte fallen in großen Mengen vom Baum und sind bei Hühnern und Gänsen sehr beliebt. | ||
In Österreich sind freistehende Maulbeeren seit 2025 als Streuobstbäume anerkannt. Somit sind die Bäume im Rahmen von Förderprogrammen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik förderfähig | In Österreich sind freistehende Maulbeeren seit 2025 als Streuobstbäume anerkannt. Somit sind die Bäume im Rahmen von Förderprogrammen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik förderfähig.<ref name="Agrarmarkt2025">Agrarmarkt Austria. Informationsblatt „ÖPUL 2023 – Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung“. Abgerufen am 02. Juli 2025 von [https://www.ama.at/formulare-merkblaetter#18053 https://www.ama.at/formulare-merkblaetter#18053]</ref> | ||
===Einzelnachweis === | ===Einzelnachweis === | ||
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Aktuelle Version vom 25. November 2025, 10:47 Uhr
Weiße Maulbeere
Kreuzungen zwischen Morus alba und anderen Arten sowie zwischen Morus nigra und Morus rubra werden in einem eigenen Steckbrief behandelt.
Botanischer Name
Morus alba
Frucht
1,3 bis 1,5 cm lang, bei Fruchtsorten, beispielsweise Pado Grande oder Sicilia [1], mit bis zu 5 cm deutlich größer; Fruchtfarbe ist weiß, rosa, lila, dunkelrot oder schwarz; reifen von Anfang/Ende Juni bis Ende September folgeartig (sortenabhängig); Geschmack je nach Sorte von einseitig süß bis leicht säuerlich.[1][2][3]

Ernte und Nutzung
Maulbeeren sind sehr reichtragend. Die Ernte erfolgt durch Schütteln, wobei die reifen Früchte vom Baum fallen und mit Netzen oder Tüchern aufgefangen werden können. Frisch sind die Früchte süß und eher fade, getrocknet erinnern sie an Rosinen. Sie können zu Saft oder Wein verarbeitet werden, eingedickt dienen sie als Grundlage für Fruchtgummi oder Powidl. Darüber hinaus können sie in Kombination mit Nüssen, als Speiseeis oder zum Färben von Lebensmitteln verwendet werden.[2][3]
Blüte und Bestäubung
Mai, ein- bis zweihäusig, selbstfruchtbar
Sorten/Fruchtsorten
Die meisten Herkünfte und Sorten der Weißen Maulbeere (Morus alba) sind stark- und aufrechtwachsend. Sie können als Halb- oder Hochstamm im klassischen Streuobstbau verwendet werden. Neben der Wuchskraft spielen weitere Kriterien bei der Sortenwahl eine Rolle: Reife, Erntefenster, Erntetechnik, Fruchtqualität, Wurzelausbildung und Frostanfälligkeit. Die Sortenwahl ist auf den Standort, das Pflanz- und Erziehungssystem sowie den Verwendungszweck abzustimmen.[1][2][3]
Temperatur
Mildes Weinbauklima bis Alpenvorland-Klima, Vollsonne. Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht) Die Blüte ist sehr frostempfindlich. Im Gegensatz zu Kern- und Steinobstarten sind auch die jungen Triebe frostgefährdet. Die Frosthärte ist sortenabhängig.[1][2][3]
Bodenwasser
Verträgt mäßig trockene Böden, stauende Nässe sollte jedoch gemieden werden.[4][5][2]
Nährstoffversorgung
Genügsam, mäßig versorgte Böden.[4][5][2]
pH-Wert und Bodentypen
Kalkhaltige, nicht zu schwere, durchlässige Böden mit einem pH-Wert von 6–8.[5][2]
Holz
Es ist sehr hart und wird für Drechsler- und Tischlerarbeiten verwendet.[2]
Krone, Wuchsform, Erziehung
Es handelt sich um einen ein- oder mehrstämmigen, mittelgroßen Baum mit einer Wuchshöhe von 8 bis 10 (in Einzelfällen bis 15) Metern und einem Kronendurchmesser von 4 bis 6 Metern. Bei den Sorten kann die Wuchshöhe und der Kronendurchmesser stark variieren und auch geringer ausfallen. Bisweilen kommt es zu einem strauchförmigen Wuchs. Die Pflanze ist milchsaftführend und raschwachsend. Ein Baumschnitt ist nicht unbedingt notwendig. Der Baum regeneriert sich nach einem starken Schnitt gut. Er ist daher als Mehrasthecke, Kopfbaum oder Schnaitlbaum gut zu erziehen. Bei ausreichender Wuchskraft ist eine Erziehung zu einem Hochstamm problemlos möglich. Im Hausgarten kann er auch als Sichtschutzhecke genutzt werden.[2][3]
Wurzelsystem
Die Tiefe und Ausbildung des Wurzelsystems sind abhängig von der Art der Vermehrung.
- Aus Samen gezogene und sehr jung gepflanzte Bäume bilden ein starkes und tiefreichendes Wurzelsystem.
- Aus Steckling/Steckholz gezogene Bäume entwickeln ein weniger starkes und tiefreichendes Wurzelsystem als Sämlinge.
- Veredelte und verschulte Bäume entwickeln ein weniger starkes und tiefreichendes Wurzelsystem als früh gepflanzte Sämlinge.
Vermehrung
Vermehrung über Grünsteckling (im Sommer) und verholzte Steckhölzer (meist zweijährige Steckhölzer); Okulation oder Chippen; Kopulation u. a. m. im Spätwinter; Rindenschieben im späten Frühling; Anzucht aus Samen möglich.[6] Als Unterlage werden Morus alba-Sämlinge verwendet.
Forschungsfragen und Besonderheiten
Neben den Früchten kann das eiweißreiche Laub in der Seidenraupenzucht, als Tierfutter oder in Form von Tee oder Pulver als Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden. Die Verwendung des jungen Laubs für Salate und Gemüse ist zudem ernährungsphysiologisch hochinteressant und wird bereits von Menschen genutzt. Für die Vermarktung der Blätter als Lebensmittel wäre jedoch noch eine Zulassung gemäß der Novel-Food-Verordnung (EU) 2015/2283 notwendig. Die stark färbenden Früchte fallen in großen Mengen vom Baum und sind bei Hühnern und Gänsen sehr beliebt. In Österreich sind freistehende Maulbeeren seit 2025 als Streuobstbäume anerkannt. Somit sind die Bäume im Rahmen von Förderprogrammen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik förderfähig.[7]
Einzelnachweis
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Botanik in Weißenburg (o.J.). Abgerufen am 18. Mai 2025, von https://www.botanik-wug.de/
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Pirc, H. (2021). Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten (2. Auflage). Leopold Stocker Verlag.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Tatschl, S. (2015). 555 Obstsorten für den Permakulturgarten und -balkon: Planen, auswählen, ernten, genießen (1. Aufl.). Löwenzahn.
- ↑ 4,0 4,1 Jäger, M. (2017). Agroforstsysteme. Hochstamm-, Wildobst- und Laubbäume mit Kulturpflanzen kombinieren. AGRIDEA, Hrsg.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Meindl, P. & Markut, T. (2022). Agroforst—Umsetzung auf dem Betrieb. Was ist bei der Beratung zu berücksichtigen? Peter Meindl (FIBL, Hrsg.)
- ↑ Barbour, J. R., Read, R. A., & Barnes, R. L. (2008). Morus L. mulberry. In The woody plant seed manual, 728–732.
- ↑ Agrarmarkt Austria. Informationsblatt „ÖPUL 2023 – Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung“. Abgerufen am 02. Juli 2025 von https://www.ama.at/formulare-merkblaetter#18053