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Der Blühzeitpunkt ist stark von der Sorte und der Witterung abhängig. Ältere Sorten blühen sehr früh, meistens im Februar/März, jedoch von Jahr zu Jahr stark variierend. Die Blütenfarbe reicht von rein weiß bis schwach rosa, teils mit purpurrotem Auge. Ältere Sorten sind Fremdbefruchter und auf Insektenflug zur Bestäubung angewiesen. | Der Blühzeitpunkt ist stark von der Sorte und der Witterung abhängig. Ältere Sorten blühen sehr früh, meistens im Februar/März, jedoch von Jahr zu Jahr stark variierend. Die Blütenfarbe reicht von rein weiß bis schwach rosa, teils mit purpurrotem Auge. Ältere Sorten sind Fremdbefruchter und auf Insektenflug zur Bestäubung angewiesen. | ||
Neuzüchtungen blühen deutlich später und sind z.T. selbstfruchtbar. | Neuzüchtungen blühen deutlich später und sind z.T. selbstfruchtbar. | ||
Sorten/Fruchtsorten | [[Datei:Mandelblüte_ARCHE_NOAH_RupertPessl.jpg|thumb|upright=1 | ||
|right|Mandelblüte. Quelle: ARCHE NOAH Rupert Pessl]] | |||
=== Sorten/Fruchtsorten === | |||
In Südwestdeutschland, vor allem in der Vorderpfalz, wo schon mindestens seit dem Mittelalter die Mandelkultur nachweisbar ist, aber auch im Rheingau, an der Bergstraße und am Kaiserstuhl sind eine Reihe von Süßmandelsorten entstanden, z. B. ‘‘DÜRKHEIMER KRACHMANDEL‘‘, ‘‘KEILMANDEL‘‘, ‘‘GEISENHEIM IV‘‘, ‘‘PALATINA‘‘ und ‘‘WEISSE KRACHMANDEL‘‘. Daneben haben sich hier auch französische Sorten, wie z. B. ‘‘FERRAGNES‘‘ oder ‘‘FERRASTAR‘‘ seit Jahrzehnten bewährt. | In Südwestdeutschland, vor allem in der Vorderpfalz, wo schon mindestens seit dem Mittelalter die Mandelkultur nachweisbar ist, aber auch im Rheingau, an der Bergstraße und am Kaiserstuhl sind eine Reihe von Süßmandelsorten entstanden, z. B. ‘‘DÜRKHEIMER KRACHMANDEL‘‘, ‘‘KEILMANDEL‘‘, ‘‘GEISENHEIM IV‘‘, ‘‘PALATINA‘‘ und ‘‘WEISSE KRACHMANDEL‘‘. Daneben haben sich hier auch französische Sorten, wie z. B. ‘‘FERRAGNES‘‘ oder ‘‘FERRASTAR‘‘ seit Jahrzehnten bewährt. | ||
In Österreich sind im Burgenland und der Wachau vereinzelt Mandelbäume zu finden. Eine Anbautradition ist nicht belegt. | In Österreich sind im Burgenland und der Wachau vereinzelt Mandelbäume zu finden. Eine Anbautradition ist nicht belegt. | ||
Aktuelle Version vom 25. November 2025, 10:41 Uhr
Botanischer Name
‘‘Prunus dulcis‘‘ (früher ‘‘Prunus amygdalus‘‘ oder ‘‘Amygdalis communis‘‘)
Frucht
Die Mandel wird traditionell dem Schalenobst zugerechnet, wenngleich die Frucht botanisch keine Nuss ist, sondern zum Steinobst gehört. Der essbare Teil ist der Same im Inneren des verholzten Fruchtsteins. Dieser befindet sich in einer nicht essbaren Fruchtschale, die mit einem kleinen Pfirsich vergleichbar ist. Je nach Sorte ist der längliche, teils zugespitzte Fruchtstein typischerweise bis zu 6 cm groß und wiegt im Durchschnitt 4 bis 8 g. Die Schalenhärte des Fruchtsteins variiert je nach Sorte. Es gibt Sorten mit weichschaligen, leicht knackbaren Mandelsteinen, die auch als Krachmandeln bezeichnet werden, sowie hartschalige Sorten. Der Same („Mandelkern“) macht etwa 20 bis 30 % des Steingewichts aus und wiegt typischerweise 1 bis maximal 2 g. Im deutschsprachigen Raum sind Mandelbäume mit bitteren Samen eher selten anzutreffen. Sie unterscheiden sich äußerlich nicht von Süßmandeln. In der Regel handelt es sich dabei um Zufallssämlinge. Ihre Samen enthalten Amygdalin, einen Inhaltsstoff, der beim Zerkauen Blausäure freisetzt. Beim unbeabsichtigten Verzehr eines einzelnen, sehr unangenehm bitter schmeckenden Samens besteht jedoch noch keine Gesundheitsgefahr.
Ernte und Nutzung
Ähnlich wie bei Walnüssen reißt die eintrocknende Fruchtschale bei der Reife am Baum auf und gibt den Fruchtstein frei. Die Ernte erfolgt durch Rütteln der Äste mit Hilfe von Stangen oder händisch. Die gesammelten Fruchtsteine sollten noch einige Wochen flach ausgebreitet trocknen, bevor sie z. B. in luftigen Säcken kühl und trocken aufbewahrt werden. Mandeln sind als Knabberzeug in Nussmischungen beliebt. Darüber hinaus existieren zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten, beispielsweise für Marzipan, Gebäck, Kuchen, Schokodragees, Mandelmilch, Mandelcreme als Brotaufstrich, Likör und auch im Bereich Kosmetik.
Blüte und Bestäubung
Der Blühzeitpunkt ist stark von der Sorte und der Witterung abhängig. Ältere Sorten blühen sehr früh, meistens im Februar/März, jedoch von Jahr zu Jahr stark variierend. Die Blütenfarbe reicht von rein weiß bis schwach rosa, teils mit purpurrotem Auge. Ältere Sorten sind Fremdbefruchter und auf Insektenflug zur Bestäubung angewiesen. Neuzüchtungen blühen deutlich später und sind z.T. selbstfruchtbar.

Sorten/Fruchtsorten
In Südwestdeutschland, vor allem in der Vorderpfalz, wo schon mindestens seit dem Mittelalter die Mandelkultur nachweisbar ist, aber auch im Rheingau, an der Bergstraße und am Kaiserstuhl sind eine Reihe von Süßmandelsorten entstanden, z. B. ‘‘DÜRKHEIMER KRACHMANDEL‘‘, ‘‘KEILMANDEL‘‘, ‘‘GEISENHEIM IV‘‘, ‘‘PALATINA‘‘ und ‘‘WEISSE KRACHMANDEL‘‘. Daneben haben sich hier auch französische Sorten, wie z. B. ‘‘FERRAGNES‘‘ oder ‘‘FERRASTAR‘‘ seit Jahrzehnten bewährt. In Österreich sind im Burgenland und der Wachau vereinzelt Mandelbäume zu finden. Eine Anbautradition ist nicht belegt. Für die Verwendung auf Streuobstwiesen sind Robustheit und Wuchsstärke wichtige Kriterien. Neben den oben genannten Sorten sind auch deren Sämlinge sehr gut geeignet, deren Früchte in den meisten Fällen ordentlich ausfallen. Internationale Neuzüchtungen sind in der Regel für den Erwerbsanbau auf schwächeres Wachstum und hohe Fruchtbarkeit selektiert. Vom Mandelbaum existieren auch zahlreiche Hybriden mit dem Pfirsich (Pfirsichmandeln), die aufgrund der rosa Blüte als Ziergehölze verbreitet sind und für die Fruchtnutzung keine Bedeutung haben.
Temperatur
Traditionell Weinbauklima, inzwischen jedoch vielfach auch außerhalb gedeihend. Vollsonnige Lage ideal.
Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht)
Die Blütezeit ist die kritischste Phase, denn die frühe Blüte ist sehr frostempfindlich. Die Winterkälte ist inzwischen im Allgemeinen kein Problem mehr.
Bodenwasser
Der Baum verträgt auch trockene, steinige Böden, jedoch keine Staunässe. Ausreichende Bodenfeuchte ist für eine gute Fruchtentwicklung günstig.
Nährstoffversorgung
Genügsam, mäßig versorgte Böden.
pH-Wert und Bodentypen
Kalkliebend. Kalkhaltige, nicht zu schwere, durchlässige Böden mit einem pH-Wert von 6–8.
Holz
Es ist sehr hart. Die Stämme zeigen im Alter oft Drehwuchs.
Krone, Wuchsform, Erziehung
Mandelbäume wachsen vor allem in der Jugend straff aufrecht. Sie bilden eine schmale, hohe Krone ohne ausgeprägten Mitteltrieb. Im Alter verbreitet sich die Krone schirmförmig. Die Wuchshöhe ist typischerweise 5 bis 8 m, manche Bäume, vor allem Sämlinge, können mächtige Kronen von über 10 m bilden. Sie können ein Alter von 80 bis 100 Jahre erreichen. Ein strukturierter Baumschnitt, wie man ihn beispielsweise von Äpfeln kennt, ist bei Streuobstbäumen nicht nötig. Pflanzung erfolgt am besten im Herbst. Üblich ist die Pflanzung als Halbstamm, eine Hochstammerziehung ist möglich. Mandelbäume sind pflegeleicht, gelegentliches Auslichten reicht aus. Im Plantagenanbau bevorzugt man die Hohlkronenerziehung und versucht, die Bäume möglichst niedrig zu halten.
Wurzelsystem
Die Tiefe und Ausbildung des Wurzelsystems hängt von der verwendeten Unterlage ab. In Baumschulen werden gerne Pflaumenunterlagen oder Pfirsichsämlinge verwendet, da sie schneller viele Feinwurzeln bilden. Mandelsämlinge hingegen bilden rasch eine tiefgehende Pfahlwurzel.
Vermehrung
Die Vermehrung geschieht in Baumschulen entweder durch klassische Kopulations-Veredelung im Frühjahr, was jedoch im Freiland sehr witterungsabhängig ist, oder durch Okulations-Veredelung im Sommer. Eine einfache Vermehrung über Stecklinge ist nicht erfolgreich. Die Anzucht aus Samen hingegen ist leicht möglich. Als Unterlage werden traditionell Pflaumenunterlagen (St. Julien A, Brompton) verwendet, die jedoch häufig verschiedene Probleme verursachen. Auch Pfirsichsämlinge (z. B. Rubira) sind als Unterlage geeignet, insbesondere für Garten- oder Plantagenbäume. Sehr gute Erfahrungen wurden mit der französischen Unterlage INRA GF677 gemacht, die wuchsstarke und langlebige Bäume ohne Ausläuferbildung hervorbringt - ideal für Streuobstbäume!
Forschungsfragen
Die Erfahrungen der letzten 20 Jahre, vor allem in den Hitzesommern ab 2015, haben gezeigt, dass Mandelbäume mit dem Klimawandel recht gut zurechtkommen. Sie sind nicht mehr, wie früher, auf besonders milde Regionen am Rhein beschränkt, sondern kommen inzwischen auch in Mittel- und Norddeutschland vor. Dies bezieht sich vor allem auf die Bäume selbst und ihr Gedeihen. Was hohe Fruchterträge angeht, ist jedoch noch Vorsicht geboten: Die Bäume blühen wegen der milden Winter zwar immer früher, es treten aber nach wie vor Spätfröste auf, die die Ernte gefährden. Zwar geht der internationale Züchtungstrend zu spätblühenden Sorten, jedoch stößt das rechtzeitige Ausreifen der Früchte im Herbst in Deutschland an seine Grenzen. Die Anbauerfahrungen in Österreich sind ebenso begrenzt und Gegenstand von Versuchen.
Einzelnachweise
Eisenbarth, P. (2011). Die Mandelkultur in der Pfalz. Beiträge zur Gehölzkunde, 19, 101–111
Eisenbarth, P. (2024). Mandelbäume – Beobachtungen und Erkenntnisse in Zeiten des Klimawandels. Pomologenverein e.V. Jahresheft 2024, 81–88
Eisenbarth, P. (2020). Einheimische Mandeln: Kulturgeschichte des Mandelbaums und Mandelanbau in Deutschland: mit 28 Sortenporträts. Pomologen-Verein e.V.
Friedrich, G., Schuricht, W., & Halwaß, E. (1989). Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst (1. Aufl). Neumann-Neudamm.
Grasselly, C., & Duval, H. (with Centre technique interprofessionnel des fruits et légumes). (1997). L’amandier. Centre technique interprofessionnel des fruits et légumes.
Maurer, K. (1968). Schalenobst-Anbau: Walnuss, Haselnuss, Edelkastanie, Mandel. Verlag Eugen Ulmer.
Weißmann, M. (2024). Mandelanbau in Österreich. Erste Erfahrungen mit dem Anbau von neuen Süßmandelsorten. Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes, 1, 18–20