Edelkastanie: Unterschied zwischen den Versionen

Aus streuobst-wiki.eu
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(10 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 25: Zeile 25:
Aufgrund der jahrhundertealten obstbaulichen Nutzung sind Kastanienbäume auch fernab des natürlichen Verbreitungsgebiets der Edelkastanie als „Kulturflüchtlinge“ zu finden.
Aufgrund der jahrhundertealten obstbaulichen Nutzung sind Kastanienbäume auch fernab des natürlichen Verbreitungsgebiets der Edelkastanie als „Kulturflüchtlinge“ zu finden.
Die Vertikalverbreitung erstreckt sich, je nach nördlicher Breite und Standort, von 200 m bis 1 800 m ü. NN.<ref name="Aas2018" />
Die Vertikalverbreitung erstreckt sich, je nach nördlicher Breite und Standort, von 200 m bis 1 800 m ü. NN.<ref name="Aas2018" />
In Mitteleuropa kommt ''C. sativa'' in Teilen der Nord- und Westschweiz sowie vor allem entlang der Südalpen von den Westalpen bis ins südöstliche Österreich (Südsteiermark, Burgenland) vor. Im Burgenland ist die Edelkastanie als Waldbaum sowie in Kastanienhainen und auf Streuobstwiesen vom Leithagebirge im Norden bis zum Neuhauser Hügelland im Süden zu finden. Der Schwerpunkt des Vorkommens liegt im Rosaliengebirge, Ödenburger Gebirge und Günser Gebirge sowie in den an diese Gebirge anschließenden Hügellandschaften des Burgenlandes.<ref name="Reiter2013">Reiter, S. A. (2013). Die Edelkastanie im Burgenland. Hrsg. Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt.</ref>Auch in Deutschland ist die Esskastanie seit der Römerzeit eingebürgert. Größere, sich regenerierende Bestände gibt es in den wärmebegünstigten Lagen der Rheinebene, an den Hängen von Nahe, Saar und Mosel, im westlichen Schwarzwald, im Odenwald und im Taunus sowie am unteren Main.<ref name="Aas2018" /><ref name="Thurm2018">Thurm, E. A. & Heitz, R. (2018). Anbaueignung der Edelkastanie in Deutschland. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft-LWF Wissen, 31–41.</ref>
In Mitteleuropa kommt ''C. sativa'' in Teilen der Nord- und Westschweiz sowie vor allem entlang der Südalpen von den Westalpen bis ins südöstliche Österreich (Südsteiermark, Burgenland) vor.  
 
Im Burgenland ist die Edelkastanie als Waldbaum sowie in Kastanienhainen und auf Streuobstwiesen vom Leithagebirge im Norden bis zum Neuhauser Hügelland im Süden zu finden. Die größte Bedeutung hat sie im Rosaliengebirge, Ödenburger Gebirge und Günser Gebirge sowie in den an diese Gebirge anschließenden Hügellandschaften des Burgenlandes.<ref name="Reiter2013">Reiter, S. A. (2013). [https://www.naturschutzbund-burgenland.at/sites/default/files/inline-files/Publikationen/Die%20Edelkastanie%20im%20Burgenland.pdf Die Edelkastanie im Burgenland.] Hrsg. Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt.</ref><ref name="HollerPilz2013">Holler, Ch. & V. Pilz (2013). [https://www.naturschutzbund-burgenland.at/sites/default/files/inline-files/Brosch%C3%BCreStreuobstHoller_72%5B2814%5D.pdf Streuobstbau im Burgenland - Landschaft, Lebensraum, regionale Vielfalt.] Hrsg. Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt.</ref><ref name="HollerHausmann2025">Holler, Ch. & K. Hausmann (2025): Erhebung und Bewertung der Streuobstwiesen im Naturpark Rosalia-Kogelberg.- Studie im Auftrag des Naturparks Rosalia-Kogelberg.</ref> 
 
Auch in Deutschland ist die Esskastanie seit der Römerzeit eingebürgert. Größere, sich regenerierende Bestände gibt es in den wärmebegünstigten Lagen der Rheinebene, an den Hängen von Nahe, Saar und Mosel, im westlichen Schwarzwald, im Odenwald und im Taunus sowie am unteren Main.<ref name="Aas2018" /><ref name="Thurm2018">Thurm, E. A. & Heitz, R. (2018). Anbaueignung der Edelkastanie in Deutschland. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft-LWF Wissen, 31–41.</ref>


== Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht)==  
== Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht)==  
Zeile 59: Zeile 63:
In Österreich und der Schweiz existieren neben den traditionellen Anbauformen moderne Auspflanzungen, deren Ausweitung ebenfalls durch Forschung begleitet werden muss.
In Österreich und der Schweiz existieren neben den traditionellen Anbauformen moderne Auspflanzungen, deren Ausweitung ebenfalls durch Forschung begleitet werden muss.
Eine Reihe von Schaderregern gefährdet den Anbau von Edelkastanien. Allen voran der Kastanienrindenkrebs (''Cryphonectria parasitica'') und auf schweren, staunassen Böden neuerdings auch die Tintenkrankheit (''Phytophthora cinnamomi''). Diese Pilzerkrankungen können zum Absterben der Bäume führen. Entscheidend sind Sorten- und Standortwahl.<ref name="Schantl2019b">Schantl, J. (2019b). Edelkastanie—Stachelige Delikatessen aus heimischem Anbau. Teil 2: Eine interessante Kultur trotz einiger Schaderreger. ''Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes'', 4, 7–10.</ref>
Eine Reihe von Schaderregern gefährdet den Anbau von Edelkastanien. Allen voran der Kastanienrindenkrebs (''Cryphonectria parasitica'') und auf schweren, staunassen Böden neuerdings auch die Tintenkrankheit (''Phytophthora cinnamomi''). Diese Pilzerkrankungen können zum Absterben der Bäume führen. Entscheidend sind Sorten- und Standortwahl.<ref name="Schantl2019b">Schantl, J. (2019b). Edelkastanie—Stachelige Delikatessen aus heimischem Anbau. Teil 2: Eine interessante Kultur trotz einiger Schaderreger. ''Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes'', 4, 7–10.</ref>
Das Innovationsprojekt EIP-AGRI CASTANEA widmet sich der Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen in Edelkastanienplantagen zur Bekämpfung des Kastanienrindenkrebses mit ''Trichoderma'' spp. als biologischen Gegenspieler ([https://www.eip-castanea.at EIP-Castanea]).
Das Innovationsprojekt EIP-AGRI CASTANEA widmet sich der Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen in Edelkastanienplantagen zur Bekämpfung des Kastanienrindenkrebses mit ''Trichoderma'' spp. als biologischen Gegenspieler ([https://www.eip-castanea.at EIP-Castanea]). In den Gebieten in denen die Edelkastanie verbreitet vorkommt, ist in der Regel ein hoher Infektionsdruck mit Rindekrebs gegeben. Dies stellt derzeit auch den Erfolg von Neu- und Nachpflanzungen in Frage. An Jungbäumen kann oft schon nach kurzer Zeit eine Infektion beobachtet werden. Diese schränkt die Vitalität und Lebenserwartung der Bäumen stark ein.<ref name="Reiter2013"/><ref name="HollerHausmann2025"/><ref name="HollerPilz2013"/><ref name="HollerStoob2014">Holler, Ch. (2014): [https://www.burgenland.at/fileadmin/user_upload/Bilder/Umwelt/20200520_StreuobstwiesenStoob.pdf Lebendiger Noplerberg – Biri. Das Streuobstwiesengebiet in Stoob.] Hrsg. Marktgemeinde Stoob.</ref> Forschungsbedarf besteht auch in wie weit asiatische Schwersterarten von ''Castanea sativa'' die gegen Rindekrebs robuster sind (''C. molissima'' u.a.), für den Streuobstanbau empfohlen werden können. Hierbei sind auch naturschutzfachliche Aspekte zu berücksichtigen (Verbreitung von Neophyten).<ref name="HollerHausmann2025"/>


== Einzelnachweis==  
== Einzelnachweis==  
<references />
<references />

Aktuelle Version vom 9. November 2025, 10:01 Uhr

Botanischer Name

Die Edelkastanie ist ein Waldbaum („Wildobst“) und ein Obstgehölz. Der im mediterran-atlantischen Klima verbreitete Baum gehört zur Art Castanea sativa. In Obstgärten werden Fruchtsorten von C. sativa sowie Kreuzungen zwischen C. sativa und C. crenata, C. mollissima angebaut [1][2].

Frucht

Die Kastanie zählt zum Nuss- oder Schalenobst. Der essbare Teil stellt den Samen dar, der aus zwei festen, stärkehaltigen Keimblättern besteht. Ein bis drei Kastanien sind bis zur Reife völlig vom etwa faustgroßen, braungelben, stacheligen Fruchtbecher (Cupula) umschlossen. Der „Kastanien-igel“ öffnet sich zur Reife mit vier Klappen [3][4][5]. Die Fruchtbildung wird durch Sonne und Licht begünstigt[2].

Ernte und Nutzung

Die Fruchtbecher springen auf und fallen mit den Früchten vom Baum. Ein gemähter Unterwuchs erleichtert das Aufsammeln von Hand oder mit entsprechenden Erntemaschinen. In Obstanlagen wird das Spannen von Netzen praktiziert, was jedoch aufwendig ist. Die Kastanien sollten möglichst rasch aufgelesen werden. Vor der Lagerung bei kühlen Temperaturen (2 °C) und hoher Luftfeuchtigkeit (95 %) können die Früchte in einem kalten oder warmen Wasserbad behandelt werden. Diese Maßnahme erhöht die Lagerdauer und reduziert den Befall mit Lagerkrankheiten. Die frischen oder gekochten Früchte lassen sich gut tieffrieren. Kastanien können geröstet, gekocht, gedörrt oder zu Mehl verarbeitet werden. Eine Vielzahl von Vorratsschädlingen (parasitische Pilze und Insekten, beispielsweise Wickler) kann das Erntegut massiv beeinträchtigen [4].

Blüte und Bestäubung

Esskastanien blühen spät, nach dem Laubaustrieb. Nördlich der Alpen ist dies erst im Mai bzw. Anfang Juni der Fall. Die Edelkastanie ist einhäusig und getrenntgeschlechtlich. Männliche und weibliche Blüten befinden sich am selben Baum. Der männliche Blütenstand ist eine auffällige, grüngelbe, 10 bis 20 cm lange Scheinähre („Kätzchen“). Die unscheinbaren weiblichen Blüten befinden sich am Grunde des männlichen Blütenstands. Die männliche und die weibliche Blüte eines Baumes blühen zeitversetzt. Die Ess-Kastanie ist daher in der Regel fremdbefruchtend. Der männliche Pollen gelangt durch Insekten und Wind auf die weibliche Blüte. Unter den Fruchtsorten gibt es zusätzlich selbstfruchtbare Typen, bei denen sich der Blühzeitpunkt von männlicher und weiblicher Blüte überlappt, sowie Typen mit nicht fertilem Pollen [1].

Sorten/Fruchtsorten

Im natürlichen Verbreitungsgebiet der Edelkastanien werden die Früchte als Wildobst im Wald oder am Waldrand gesammelt. In diesen Regionen sind in den traditionellen Kastanienhainen (sogenannte „Selven“) Bäume von Hof- und Regionalsorten von Castanea sativa zu finden, die auch als Maronen oder Maroni bezeichnet werden. Im Unterschied zum Wildobst bilden Maronen größere Früchte. Oft enthält der stachelige Fruchtbecher solcher Sorten statt der üblichen drei nur eine einzige Frucht. Deren braune Schalen sind in der Regel heller und oft hell-dunkel gestreift. Die Früchte sind süßer und gut schälbar. Ein wichtiges Kriterium ist, dass die geschmacklich störende innere Samenhaut nicht in die Spalten des Kerns eingewachsen ist. Sie lässt sich daher leicht entfernen. Der Begriff „Marone” wird allerdings nicht in allen Herkunftsländern einheitlich benutzt. In den deutschsprachigen Ländern sind für das Tessin und Südtirol zahlreiche Lokalsorten dokumentiert, beispielsweise die Südtiroler Gelbe [1][5][6]. In Ländern mit einer entwickelten Kastanienproduktion – in Europa sind das vor allem Italien, Frankreich, Portugal und Spanien – existieren mehr oder weniger intensiv bewirtschaftete Obstanlagen mit dutzenden Sorten. In der Schweiz werden die folgenden Züchtungen für den Anbau nördlich der Alpen empfohlen: Marowa, Brunella, Golino und Bouche de Bétizac [5], letztere wird derzeit auch in Österreich stark gepflanzt. In Österreich ist die selbstfruchtbare Sorte Ecker 1 die Hauptsorte. Weitere Sorten, die für die Pflanzung nördlich der Alpen in Österreich getestet werden, sind: Ecker II, Dorée de Lyon, Südtiroler Gelbe, Marron de Segni, Maraval, Marsol, Belle Epine, Marigoule sowie die steirischen Selektionen mit den Arbeitstiteln Sappen und Lafer [7].

Temperatur und natürliche Verbreitung

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in einem submediterran-subatlantischen Klima. Sie bevorzugt ein warmes, wintermildes Klima. Günstig sind Jahresmitteltemperaturen von 8–14 °C mit einem monatlichen Mittel während der Vegetationszeit von über 10 °C.[3][8] Aufgrund der jahrhundertealten obstbaulichen Nutzung sind Kastanienbäume auch fernab des natürlichen Verbreitungsgebiets der Edelkastanie als „Kulturflüchtlinge“ zu finden. Die Vertikalverbreitung erstreckt sich, je nach nördlicher Breite und Standort, von 200 m bis 1 800 m ü. NN.[3] In Mitteleuropa kommt C. sativa in Teilen der Nord- und Westschweiz sowie vor allem entlang der Südalpen von den Westalpen bis ins südöstliche Österreich (Südsteiermark, Burgenland) vor.

Im Burgenland ist die Edelkastanie als Waldbaum sowie in Kastanienhainen und auf Streuobstwiesen vom Leithagebirge im Norden bis zum Neuhauser Hügelland im Süden zu finden. Die größte Bedeutung hat sie im Rosaliengebirge, Ödenburger Gebirge und Günser Gebirge sowie in den an diese Gebirge anschließenden Hügellandschaften des Burgenlandes.[9][10][11]

Auch in Deutschland ist die Esskastanie seit der Römerzeit eingebürgert. Größere, sich regenerierende Bestände gibt es in den wärmebegünstigten Lagen der Rheinebene, an den Hängen von Nahe, Saar und Mosel, im westlichen Schwarzwald, im Odenwald und im Taunus sowie am unteren Main.[3][12]

Kritische Temperaturen (Schäden an Holz, Blüte und Frucht)

Edelkastanien sind frostgefährdet. Ab −18 °C treten Holzschäden im Stammbereich auf.[2] Aufgrund des späten Blühzeitpunktes ist die Blüte wenig gefährdet. Kastanien sind sonnenhungrig. Hitzeschäden sind nicht bekannt.

Bodenwasser

Die Jahresniederschläge sollten 600–800 mm betragen und vor allem in der Vegetationszeit ausreichend sein. Der Baum verträgt keine schweren, von Grund- und Stauwasser beeinflussten Böden.[3][2] Im Vergleich zu traditionellen Kern- und Steinobstarten ist die Edelkastanie toleranter gegenüber Trockenstress. Sie profitiert jedoch von einer ausreichenden Wasserversorgung.

Nährstoffversorgung

Die Ansprüche an die Nährstoffversorgung sind gering. In der Jugend ist die Edelkastanie eine Halbschattenbaumart, mit zunehmendem Alter nimmt ihr Lichtbedarf zu.

pH-Wert und Bodentypen

Esskastanien bevorzugen tiefgründige, gut drainierte, saure bis neutrale Böden (pH-Optimum 5,5–6) und meiden kalkhaltige Substrate.[8][2][12]

Holz

Das Holz aus Niederwäldern, in denen die Bäume alle 15 Jahre „auf den Stock” gesetzt wurden, diente vorrangig zur Herstellung von Rebstöcken, Stehern, Zaunlatten und Fassdauben. Holz und Rinde der Ess-Kastanie haben einen ungewöhnlich hohen Gehalt an Gerbsäuren und auch der Brennwert des Holzes ist hoch. Freistehende Bäume sind oft mehrstämmig und neigen dazu, frühzeitig hohl zu werden („Ringschäle”). Sie bilden nur selten holzwirtschaftlich wertvolle, gerade gewachsene Stämme.[6]

Krone, Wuchsform, Erziehung

Als Waldbaumart bilden Edelkastanien große, bis zu 35 Meter hohe Bäume mit eichenähnlichem Habitus und gut entwickelter Fähigkeit zum Austrieb schlafender Knospen. Das bedingt Stockausschläge und eine hohe Regenerationskraft nach Astbruch.[3][8][12] Für die Fruchtnutzung sind bei guten Standortvoraussetzungen Pflanzabstände von mindestens 10 x 10 m (besser 12 x 12 m) zu empfehlen. Auf mageren oder seichtgründigen Böden kann der Abstand reduziert werden. Entscheidend für einen guten Ertrag ist eine ausreichende Besonnung. Eine zeitige Frühjahrspflanzung wird für Österreich und Deutschland derzeit empfohlen. In Regionen mit einer langen Vegetationsperiode und relativ milden Wintern könnte die Pflanzung im Oktober bis November einen Vorteil darstellen, da die Bäume sich vor dem Frost einwurzeln. Schnittmaßnahmen sollten in der Vegetationsperiode vermieden werden, da die Wunden Eintrittspforten für den Kastanienrindenkrebs darstellen.[1][2]

Wurzelsystem

Der Baum bildet anfangs eine Pfahlwurzel aus, die später kräftige und tiefgehende Seitenwurzeln ansetzt.[3][8]

Vermehrung

Edelsorten werden durch Veredelung (Kopulation oder Okulation) oder über Meristem vermehrt. Eine Samenvermehrung ist möglich, die Nachkommen spalten bei Fremdbefruchtung auf.[1] Eine Vermehrung über Steckhölzer oder Grünstecklinge ist nicht erfolgreich.

Forschungsfragen und Besonderheiten

Die Eignung der Edelkastanie als Waldbaum und Wildobst wird in Deutschland in Zukunft zunehmen. Auf geeigneten Standorten kann sie daher in erheblichem Umfang zur Anpassung und Risikostreuung im Klimawandel beitragen.[12] Damit wird auch das Potenzial für eine obstbauliche Nutzung und eine Integration in den Streuobstbau zunehmen. Derzeit gibt es in Deutschland nur vereinzelt Edelkastanienbäume, die für die Fruchtnutzung angebaut werden. Eine Ausweitung des Anbaus im Streuobstbau oder in Agroforstsystemen, speziell nördlich der Alpen, muss durch Bildung und Forschung begleitet werden.[13] In Österreich und der Schweiz existieren neben den traditionellen Anbauformen moderne Auspflanzungen, deren Ausweitung ebenfalls durch Forschung begleitet werden muss. Eine Reihe von Schaderregern gefährdet den Anbau von Edelkastanien. Allen voran der Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) und auf schweren, staunassen Böden neuerdings auch die Tintenkrankheit (Phytophthora cinnamomi). Diese Pilzerkrankungen können zum Absterben der Bäume führen. Entscheidend sind Sorten- und Standortwahl.[14] Das Innovationsprojekt EIP-AGRI CASTANEA widmet sich der Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen in Edelkastanienplantagen zur Bekämpfung des Kastanienrindenkrebses mit Trichoderma spp. als biologischen Gegenspieler (EIP-Castanea). In den Gebieten in denen die Edelkastanie verbreitet vorkommt, ist in der Regel ein hoher Infektionsdruck mit Rindekrebs gegeben. Dies stellt derzeit auch den Erfolg von Neu- und Nachpflanzungen in Frage. An Jungbäumen kann oft schon nach kurzer Zeit eine Infektion beobachtet werden. Diese schränkt die Vitalität und Lebenserwartung der Bäumen stark ein.[9][11][10][15] Forschungsbedarf besteht auch in wie weit asiatische Schwersterarten von Castanea sativa die gegen Rindekrebs robuster sind (C. molissima u.a.), für den Streuobstanbau empfohlen werden können. Hierbei sind auch naturschutzfachliche Aspekte zu berücksichtigen (Verbreitung von Neophyten).[11]

Einzelnachweis

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Ecker, H., Klement, J., Rühmer, T., & Schantl, J. (2018). Die Edelkastanie. Waldbaum und Obstgehölz. ARGE Zukunft Edelkastanie.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Schantl, J. (2019a). Edelkastanie—Stachelige Delikatessen aus heimischem Anbau. Teil 1: Anbau, Sorten und Pflegemaßnahmen. Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes, 3, 20–24.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Aas, G. (2018). Die Esskastanie (Castanea sativa): Verwandtschaft, Morphologie und Ökologie. LWF-Wissen, 81, 7–13.
  4. 4,0 4,1 Conedera, M., Jermini, M., Sassella, A., & Sieber, T. (2004). Ernte, Behandlung und Konservieren von Kastanienfrüchten. Bibliothek WSL.
  5. 5,0 5,1 5,2 Husistein, A., & Rusterholz, P. (1999). Brunella & Co – neue Kastaniensorten für nördlich der Alpen. Schweizer Zeitschrift für Obst- und Weinbau, 6.
  6. 6,0 6,1 Die Ess-Kastanie – Baum des Jahres 2018. (o.J.).
  7. Lafer, G. (2022). Edelkastanien-Intensivpflanzung Erste Erfahrungen aus Silberberg. Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes, 11, 10–13.
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Professur für Waldbau, Professur für Forstschutz u. Dendrologie & ETH Zürich. (1995). Castanea sativa.
  9. 9,0 9,1 Reiter, S. A. (2013). Die Edelkastanie im Burgenland. Hrsg. Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt.
  10. 10,0 10,1 Holler, Ch. & V. Pilz (2013). Streuobstbau im Burgenland - Landschaft, Lebensraum, regionale Vielfalt. Hrsg. Naturschutzbund Burgenland, Eisenstadt.
  11. 11,0 11,1 11,2 Holler, Ch. & K. Hausmann (2025): Erhebung und Bewertung der Streuobstwiesen im Naturpark Rosalia-Kogelberg.- Studie im Auftrag des Naturparks Rosalia-Kogelberg.
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 Thurm, E. A. & Heitz, R. (2018). Anbaueignung der Edelkastanie in Deutschland. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft-LWF Wissen, 31–41.
  13. Gaede, F., Quintas-Soriano, C., Davison, B., & Plieninger, T. (2024). Integrating perennial staple food crops in agroforestry systems: A case study of chestnut (Castanea sp.) in Germany. Trees, Forests and People, 15, 100473.
  14. Schantl, J. (2019b). Edelkastanie—Stachelige Delikatessen aus heimischem Anbau. Teil 2: Eine interessante Kultur trotz einiger Schaderreger. Besseres Obst. Fachorgan des Österreichischen Bundes-Obstbauverbandes, 4, 7–10.
  15. Holler, Ch. (2014): Lebendiger Noplerberg – Biri. Das Streuobstwiesengebiet in Stoob. Hrsg. Marktgemeinde Stoob.